• von Luxor/Esna nach Assuan |
• unweit vom Nil / Banana Island |
• ruhige Lage in Nilnähe |
• ab Assuan oder Abu Simbel |
Luxor Westbank: Tempel außerhalb von Luxor - Tempel in Tud (Tod, Tūd - طود)
von Claudia Ali, 06.06.13
Das Dorf el-Tud (el-Tod) liegt etwa 20 km südlich von Luxor auf dem östlichen Nilufer an der Straße nach Esna. Tud ist bekannt für seinen Tempel, der sich etwa 2 Kilometer südlich des Nils befindet und dem falkenköpfigen Kriegsgott Montu geweiht war.
Montu-Tempel in Tud: Offizielles Schild, © Leben in Luxor
Bau- und Grabungsgeschichte des Tempels in Tud
Eine Kartusche von König Userkaf auf einem Tempelpfeiler deutet darauf hin, dass der erste Tempelbau bereits in der 5. Dynastie errichtet wurde. Aus der 11. Dynastie sind u.a. Steinblöcke von Mentuhotep II. erhalten, aus der 12. Dynastie eine Wand und auf einer Fläche von ca. 19 x 26 Metern die Fundamentplatten des Neubaus von Senwosret I. (Sesostris I.)
Thutmosis III. (18. Dynastie) ließ nördlich der vom Tempel zum Nilufer führenden Prozessionsstraße eine Barkenstation mit Säulenumgang errichten. (Weitere seiner Tempelbauten vermutet man unter der nahegelegenen Moschee.) Sie wurde von seinen Nachfolgern mehrfach restauriert.
Montu-Tempel in Tud, © Leben in Luxor
Sehr viel später baute Ptolemaios IV. eine Sphingenallee und eine Kaianlage. Diese konnte freilich nur während der jährlichen Nilüberschwemmungen genutzt werden, denn der Nil war normalerweise ca. 2 Kilometer entfernt.
Ptolemaios VIII. erweiterte den Tempel von Senwosret I. durch ein Hypostyl (Säulenhalle), einen Pronaos (Vorhalle zum Allerheiligsten) und einen Heiligen See. Spätere Herrscher der griechischen und römischen Zeit verewigten sich in Reliefs und bauten ein Kiosk in der Nähe des Sees, von dem nur noch einzelne Säulenbasen und Steinblöcke erhalten sind. Noch später errichteten die frühen Christen eine Kirche auf dem Fundament des Allerheiligsten. Sie wurde im späten Mittelalter zerstört.
Der "Schatz von El-Tud"
Jean-François Champollion war am 7. März 1829 der erste Europäer, der dem Montu-Tempel einen Besuch abstattete. 1934 begann das Institut français d’archéologie orientale (IFAO) mit systematischen Ausgrabungen - am 8. Februar 1936 entdeckte Fernand Bisson de la Roque im Fundament von Senwosret I. den "Schatz von El-Tud": vier Bronzetruhen mit Pretiosen, die Senwosrets Sohn und Nachfolger Amenemhet II. dort zu Ehren seines Vaters und als Geschenk an den Gott Montu vergraben hatte.
Der Schatz von Tud in situ beim Fund 1936, © IFAO
Der außergewöhnliche Schatz bestand sowohl aus rohen als auch aus feinst gearbeiteten Lapislazuli-Fragmenten, Gold- und Silberbarren, Ketten, Schmuckstücken, 153 Vasen sowie weiteren goldenen, silbernen und gusseisernen Gegenständen, die offensichtlich aus Vorderasien und der Ägäis stammten - Tributzahlungen an den Pharao oder Zeichen reger Handelsbeziehungen? Der Schatz befindet sich nun gemäß der üblichen Fundteilung zu gleichen Teilen im Ägyptischen Museum in Kairo und im Louvre.
Der Schatz von Tud, © Louvre
Grundriss
Das gesamte Tempelgelände erstreckt sich auf eine Länge von 225 Metern und hat eine Breite von 80 Metern im Südosten bzw. 50 Metern im Nordwesten.
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Rundgang
Der Tempel ist nicht einfach zu finden. Er liegt mitten im Dorf el-Tud zwischen Gassen innerhalb hoher Mauern malerisch in einer Senke versteckt. Viele Bäume bieten Schatten für einen entspannten Besuch.
Wir betreten die Tempelanlage von Südosten her. Zu unserer Linken befindet sich ein ausgedehntes Steinlager mit Tempelblöcken aus unterschiedlichen Epochen:
Montu-Tempel in Tud: Steinlager, © Leben in Luxor
Das Pfeilerfragment mit der Kartusche von Userkaf (5. Dynastie) liefert den einzigen Beweis für eine frühe Existenz des Tempels:
Montu-Tempel in Tud: Pfeiler mit Kartusche von Userkaf, © Travel Tuesdays
Diese Steinblöcke tragen die Kartuschen von Senwosret I. (12. Dynastie): der obere Block seinen Thronnamen Cheper-ka-Re, der untere seinen Horusnamen Anch-mesut:
Montu-Tempel in Tud: Steinblöcke mit Kartuschen von Senwosret I., © Leben in Luxor
Hier ein ptolemäisches Relief. Es zeigt eine Opferszene vor der Löwengöttin Sachmet:
Montu-Tempel in Tud: Ptolemäisches Relief von Sachmet, © Leben in Luxor
Tatzenkreuze der Kreuzfahrer - Zeugen aus frühchristlicher Zeit:
Montu-Tempel in Tud: Tatzenkreuze der Kreuzfahrer, © Leben in Luxor
Der Montu-Tempel
Vom Tempelbau Senwosret I. aus der 12. Dynastie, sind noch die Steinplatten des Fundaments zu sehen. Hier wurde 1936 der "Schatz von el-Tud" gefunden.
Montu-Tempel in Tud, © Leben in Luxor
Der einzige aufrecht stehende Gebäudeteil aus dieser Zeit ist die Rückwand des noch erhaltenen Tempelbaus. Sie trägt eine Inschrift Senwosret I. und wurde von Ptolemaios VIII. später in seinen Tempelvorbau integriert. Wir betreten den Tempel also nicht durch den ursprünglichen Eingang, sondern von der Rückseite her.
Montu-Tempel in Tud: Rückwand des Pronaos, © Leben in Luxor
Der reich verzierte ptolemäische Anbau besteht aus einem Pronaos und einem Hypostyl. Wir gelangen zunächst in den Pronaos - die Vorhalle zum heute nicht mehr vorhandenen Allerheiligsten.
Montu-Tempel in Tud: Pronaos, © Leben in Luxor
Im Pronaos sind die Reliefs weitgehend erhalten. Das folgende zeigt den Pharao vor dem Gott Montu - welchen ist ungewiss, da die Kartuschen leer geblieben sind:
Montu-Tempel in Tud, Relief des Pharao vor Montu, © Leben in Luxor
Montu-Tempel in Tud: Relief des Pharao, © Leben in Luxor
Das Hypostyl hatte vier Säulen. Die unteren Teile stehen noch an ihrem ursprünglichen Platz. Es fällt auf, dass die Reliefs der Wände viel feiner gearbeitet sind als die der Säulen.
Montu-Tempel in Tud: Hypostyl, © Leben in Luxor
Montu-Tempel in Tud: Hypostyl, © Leben in Luxor
Heiliger See
Zur Rechten liegen auf Höhe des Tempels die Ruinen des Heiligen Sees, den Ptolemaios VIII. aus früheren Tempelblöcken angelegt hatte. Ehemals war er 9 Meter tief. Heute ist er von hohem Gras überwuchert, seine Steinblöcke sind salzverkrustet:
Montu-Tempel in Tud: Heiliger See, © Leben in Luxor
Rechts neben dem Heiligen See sind noch die wenigen Überreste eines römischen Kiosks zu sehen:
Montu-Tempel in Tud: Kiosk am Heiligen See, © Leben in Luxor
Nilometer
Ein Stück weiter vorn befinden sich ebenfalls auf der rechten Seite die Überreste eines Nilometers:
Montu-Tempel in Tud: Nilometer, © Leben in Luxor
Barkenstation
Eine Rampe führt in die leicht erhöhte Barkenstation, die ursprünglich von Thutmosis III. errichtet und von späteren Pharaonen immer wieder restauriert wurde. 16 Außenpfeiler trugen das Dach. Heute fehlen die oberen Steinblöcke der Pfeiler und das Dach - sie wurden für den Bau einer Klosterkirche zu Ehren des Ortsheiligen Anba Ibshay auf den Grundmauern des alten Tempels verwendet.
Montu-Tempel in Tud: Barkenstation von Thutmosis III., © Leben in Luxor
Gleich am Eingang scheint eine Säule von Thutmosis III. erhalten zu sein - der obere Teil der Kartuschen ist zwar zerstört, doch die erhaltenen Hieroglyphen deuten auf seinen Eigennamen Djehutimes und seinen Thronnamen Men-cheper-Re hin:
Montu-Tempel in Tud: Barkenstation von Thutmosis III., © Leben in Luxor
Die Hieroglyphen an den Tempelwänden hingegen tragen eine ptolemäische Handschrift:
Montu-Tempel in Tud: Barkenstation von Thutmosis III., © Leben in Luxor
Sphingenallee und Kaianlage
Aber zurück zum Hauptweg. Ein teilweise gepflasterter Weg, zu dessen beiden Seiten früher auf 30 Metern Sphingen standen, führt zur etwa 130 Meter vom Tempel entfernt liegenden Kaianlage von Ptolemaios IV.. Davor befindet sich leicht versetzt ein halbhoher Bau, den wir durchqueren. Den breiten Durchgang zur mit Mauern eingefassten, gepflasterten Kaianlage flankieren zwei niedrige, mit Hieroglyphen verzierte Pylone.
Montu-Tempel in Tud: Kaianlage, © Leben in Luxor
Montu-Tempel in Tud: Kaianlage, © Leben in Luxor
Montu-Tempel in Tud: Kaianlage, © Leben in Luxor
Wir sind nun am Ende unseres Rundgangs angelangt und können auf dem Rückweg unser Augenmerk auf die überall am Weg liegenden Steinfragmente und die Tempelwächter richten:
Montu-Tempel in Tud mit Barkenstation links, © Leben in Luxor
Montu-Tempel in Tud: Tempelwächter, © Leben in Luxor
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Quellen
Web
Christophe Thiers: Temple ptolémaïque et romain de Tôd - Institut d'Égyptologie François Daumas, Montpellier
Tôd - Institut français d'archéologie orientale, Caire
Tod Temple: The Preciousness is in the Details - Travel Tuesdays
The Tod Treasure - Louvre, Department of Egyptian Antiquities
Literatur
Richard H. Wilkinson: [Anzeige] The Complete Temples of Ancient Egypt, 2000
Geographische Lage
Strecke von Luxor nach Tud und Mo'alla, © Google