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Leben in Luxor: MMA507, Grab der Sechzig Soldaten, Luxor Westbank (geschlossen)

von Claudia Ali, 12.04.19

 

Der Totenkult spielte im Alten Ägypten eine große Rolle, denn der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod war wichtiger Bestandteil der ägyptischen Kultur und Religion. Für die Toten gab es eigene Städte: Nekropolen (vom Altgriechischen "nekrós" = Toter und "polis" = Stadt). Im alten Ägypten lagen sie meist am linken (westlichen) Nilufer - dort wo die Sonne untergeht.

Luxor Westbank - Grabanlagen in El-Asasif, im Hintergrund der Hatschepsut-Tempel
 Grabanlagen in El-Asasif, im Hintergrund der Hatschepsut-Tempel



Am 3. April 2019 strahlte das amerikanische Medienunternehmen PBS auf Channel Thirteen erstmals die Dokumentation "Secrets of the Dead: Egypt's Darkest Hour" aus. Es ging darin um ein 4000 Jahre altes Massengrab in den Felsen von Deir el-Bahari. Die eigentliche Entdeckung des Grabes im Jahr 1923 wurde nur am Rande erwähnt. Sie soll hier das Thema sein.

Salima Ikram im Grab der Krieger in Deir el-Bahari, © Patrick Acum
Salima Ikram im "Grab der Krieger" in Deir el-Bahari, © Patrick Acum




Die Entdeckung des Grabes und die Interpretation der Funde:

1923 entdeckte Herbert E. Winlock, der für das Metropolitan Museum of Art Ausgrabungen leitete, in den Felsen am nördlichen Abhang von Deir el-Bahari in der Nähe des Grabes von Wesirs Nespakashuty (TT312) ein geplündertes Massengrab mit Körperteilen von 59 Männern und Stapeln von Leinenbandagen. Er datierte es auf die 11. Dynastie und gab ihm den Namen MMA507. Die Verstorbenen hielt er für koptische Mönche. Da im Tal der Könige gerade erst das Grab von Tutanchamun entdeckt worden war, erschien Winlock sein Fund vergleichsweise uninteressant. Er versiegelte das Grab sofort wieder und verschob genauere Untersuchungen auf später.

Gräber am nordöstlichen Hang von Deir el-Bahari, nach Winlock, 1945
Gräber am nordöstlichen Hang von Deir el-Bahari, nach Winlock, 1945

Grundriss vom MMA 507: Die Grabtunnel gehen 61 Meter tief in den Felsen hinein, aus: Winlock, 1945
Grundriss vom MMA507: Die Grabtunnel gehen 61 Meter tief in den Felsen hinein, aus: Winlock, 1945

1926, drei Jahre später, erwachte Winlocks Interesse wieder, als Arbeiter die Leinenbandagen im Grab untersuchten und darauf typische Namen des Mittleren Reichs entdeckten. Nun wurden die Körper(teile) konsequent untersucht. Sie gehörten zu wenigstens 59 Männern (Winlock fand 59 Schädel), die - ohne Mumifizierung! - in Leinenbandagen gewickelt worden waren. Die Leichname lagen mit Ausnahme von zweien offen in den Kammern des Grabes. Nur jene beiden waren in hölzernen Särgen bestattet, was den Schluss nahelegte, dass es sich bei ihnen um ranghöhere Personen handelte.

Die Männer waren offensichtlich Soldaten, denn sie waren für den Kampf ausgerüstet. Bögen, Pfeile und etliche Handgelenkschützer für Bogenschützen wurden gefunden, ein Mann trug seinen sogar noch am Handgelenk. Alle Skelette zeigten Zeichen eines gewaltsamen Todes, verursacht durch Knochenbrüche und Pfeilspitzen. 6 Männer waren sogar von Geiern angefressen worden, was bedeutet, dass sie nach ihrem Tod eine Zeitlang unter freiem Himmel gelegen haben müssen, wie es bei einer Schlacht passieren kann.

Pfeile und Bögen in MMA 507, aus: Winlock, 1928
Pfeile und Bögen in MMA507, aus: Winlock, 1928

Winlock fielen die vielen Kopfverletzungen auf und der Winkel, in dem sie verursacht worden waren. Er notierte, dass den Gefallenen offenbar keine der sofort tödlichen Wunden in einem Mann-gegen-Mann-Kampf zugefügt worden war, sondern von einem höheren Standort aus - wie bei der Erstürmung eines Forts. Nur die bereits kampfunfähigen Soldaten mit mehreren nicht tödlichen Verletzungen wurden letztendlich erschlagen.

Winlock war überzeugt, dass sich seine Entdeckung einem bestimmten historischen Ereignis zuordnen ließ. Er interpretierte die Funde so, dass die Männer Teil der siegreichen Armee von Mentuhotep II. in der Schlacht um die Einigung Ägyptens waren, die an der Festung von Herakleopolis im südlichen Fayoum stattgefunden hatte. Er stützte diese These durch die Tatsache, dass sich Grab MMA507 relativ nahe am Totentempel von Mentuhotep II. befindet. Außerdem passte auch die Form der noch in den Körpern steckenden Pfeilspitzen zu dessen Regierungszeit.



Neubewertung der Funde:

Winlocks Annahmen sind nicht unumstritten. Hans Wolfgang Müller gab in einer Veröffentlichung 1989 zu bedenken, dass eine Massenbestattung nicht sehr ehrenhaft ist und kaum für heldenhafte Soldaten gewählt worden wäre, denen die Reichseinigung zu verdanken war. Seiner Meinung nach könnte es sich bei den Gefallenen vielmehr um Kriegsgefangene handeln, die als Zeichen des Triumphs in Deir el-Bahari bestattet wurden.

Carola Vogel unternahm 2003 eine umfangreiche Reinterpretation der Funde. Sie führte aus, dass Bogenschützen, die in offenem Gelände in Formation vorrücken, steil in die Luft schießen. Ihre Pfeile treffen daher ebenfalls in einem sehr steilen Winkel auf die Körper der Gegner. Der Kampf muss somit nicht an einem erhöhten Platz wie einer Festung stattgefunden haben. Die Soldaten wurden auch nicht widerstandslos getötet. Ihre Armverletzungen legen den Schluss nahe, dass durchaus Mann-gegen-Mann-Kämpfe stattgefunden haben.

Lederne Handgelenksschützer für Bogenschützen, aus: Winlock, 1945
Lederne Handgelenksschützer für Bogenschützen, aus: Winlock, 1945

Winlock fand 59 Schädel und ging daher von ebenso vielen Toten aus. Auf Grund der vielen vorhandenen Knochenfragmente ist aber eine höhere Zahl wahrscheinlicher. Als Antonio Morales, der Leiter des Middle Kingdom Theban Project, MMA507 im Jahr 2016 besuchte, zählte er allein im Hauptkorridor 100 Körper.

 

Datierung:

Auch Winlocks Datierung auf die Regierungszeit von Mentuhotep II. lässt Fragen offen.

Die Namen, die in hieratischer Schrift auf die Leinenbinden aufgetragen worden waren, legen eine Datierung auf die frühe 12. Dynastie nahe, da sie teilweise die Geburtsnamen von Amenemhet I. und Senwosret I. beinhalten. Auch werden Götter darauf erwähnt, die vor allem in der 12. und 13. Dynastie populär waren.

Hieratische Zeichen auf den Leinenbinden, aus: Winlock, 1945
Hieratische Zeichen auf den Leinenbinden, aus: Winlock, 1945

Die Datierung lässt sich jedoch um so weniger eindeutig bestimmen, als Grabräuber sämtliche Leinenbandagen vom Gesicht bis zu den Knien aufgeschlitzt hatten. Nur 10 Skelette ließen sich vollständig rekonstruieren. Das Alter der ausnahmslos männlichen Toten konnte an Hand der Abnutzung ihrer Zähne auf 30 bis 40 Jahre geschätzt werden.

Vogel kommt zu dem Schluss, dass eine Datierung des Grabes auf Grund der Beweise nicht mit Sicherheit erfolgen kann. Allerdings ist es ihrer Ansicht nach unwahrscheinlich, dass die Soldaten beim Sturm auf Herakleopolis starben. Warum hätte man 60 oder mehr Leichen Hunderte von Kilometern transportieren sollen, nur um sie dann hastig in einem Massengrab beizusetzen? Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass die Männer in einem der ortsnahen Konflikte der frühen 12. Dynastie unter Amenemhet I. oder noch wahrscheinlicher unter Senwosret I. ihr Leben ließen und dann schnell und ohne viel Aufwand in einem bestehenden, nicht genutzten Grab bestattet wurden. Die Nähe zum Totentempel von Mentuhotep II. wäre damit Zufall.

Totentempel von Mentuhotep II. - Der Tempel im März 1906, Foto von M. Chassinat
M. Chassinat: Der Tempel von Mentuhotep II. im März 1906 (nach Édouard Naville: The XIth Dynasty Temple of Deir el-Bahari, pt. 1 1907)

Die oben genannte TV-Sendung von 2019 argumentiert, dass die Männer in einer Zeit sozialer Unruhen und Bürgerkriege nach dem Ende des Alten Reichs umkamen, nachdem Pharao Pepi II. (um 2245 – 2180 v. Chr) zunehmend an Macht und Einfluss verloren hatte. Salima Ikram, Ägyptologieprofessorin und Knochenspezialistin, folgt darin Winlocks These, dass die Soldaten unter Mentuhotep II. (2061 – 2010 v. Chr.) in Herakleopolis umkamen. Ob sich diese These tatsächlich halten kann, sollten weitere eingehende Untersuchungen zeigen. Es wirkt jedenfalls nicht vertrauenserweckend, wenn in der Beschreibung des Senders konsequent von Mumien zu lesen ist, obwohl die Körper in Grab MMA507 nicht mumifiziert waren.



Quellen:

Dokumentation "Secrets of the Dead: Egypt's Darkest Hour", Channel Thirteen, PBS, 3. April 2019

Carola Vogel: Fallen heroes? - Winlock's 'slain soldiers' reconsidered*, in: The Journal of Egyptian Archaeology, Vol. 89 (2003), pp. 239-245

Herbert E. Winlock: The Slain Soldiers of Neb-hepet-Rē' Mentu-hotpe, 1945

Herbert E. Winlock: The Egyptian Expedition 1925-1927 - The Museum's Excavations at Thebes, in: The Metropolitan Museum of Art Bulletin, 1928, vol. 23, no. 2, pt. 2, pp. 11-18

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