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Leben in Luxor - TT36, Grab von Ibi , Luxor Westbank (geschlossen)
von Claudia Ali, 28.09.18
Der Totenkult spielte im Alten Ägypten eine große Rolle, denn der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod war wichtiger Bestandteil der ägyptischen Kultur und Religion. Ursprünglich wurden nur Pharaonen in prunkvoll ausgeschmückten Grabanlagen mit kostbaren Grabbeigaben bestattet, doch im Lauf der Geschichte genossen auch Staatsbeamte dieses Privileg. Wenn ihre Gräber auch viel kleiner sind als die der Pharaonen - die Ausstattung war nach Leistung und Bedeutung der jeweiligen Person gestaffelt - so sind sie doch sehr sehenswert auf Grund der Andersartigkeit ihrer Grabmalereien.
Für die Toten gab es eigene Städte: Nekropolen (vom Altgriechischen "nekrós" = Toter und "polis" = Stadt). Im alten Ägypten lagen sie meist am linken (westlichen) Nilufer - dort wo die Sonne untergeht.
Grabanlagen in El-Asasif, im Hintergrund der Hatschepsut-Tempel, © Leben in Luxor
Das Grab von Ibi (TT36) liegt im nördlichen Asasif und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Im Rahmen einer Konferenz des South Asasif Conservation Project (SACP) konnte es besichtigt werden.
Grab von Ibi, © DAIK
Ibi (Aba, Abe) war Obervermögensverwalter der Gottesgemahlin des Amun Nitokris I. in der Regierungszeit von Psammetich I. (26. Dynastie). Seine Grabdekoration kopiert die des Grabes eines anderen Mannes namens Ibi aus dem Alten Reich. Dessen Grab wurde im heute mittelägyptischen Dorf Deir el-Gabrawi gefunden.
Grab von Ibi: Ausschnitt aus der Darstellung des Totengerichts auf der Westwand der Sargkammer, © DAIK
Grabungsgeschichte
Die unterirdischen Bereiche der Grabanlage wurden von 1970 bis 1982 vom Deutschen Archäologischen Institut Kairo (DAIK) gereinigt, dokumentiert und restauriert. Auch die Grabkammer wurde freigelegt. Die Konzession erlaubte allerdings nicht die Ausgrabung und Untersuchung der drei Grabschächte in drei Kammern im Norden der Grabanlage und der sich darin befindenden Sarkophage von Ibi. Die Untersuchung und Restaurierung der Oberbauten übernahm von 1970 bis 1992 das Comité des Fouilles Belges en Égypte (CFBE) in Zusammenarbeit mit Erhard Graefe.
Ab 1989 führte das DAIK die unterirdischen Arbeiten fort und legte nun auch die drei Grabschächte frei. Die Archäologen entdeckten 1989 die gut erhaltene und hochwertig dekorierte Grabkammer und den Sarkophag eines Mannes namens Psammetich (nicht zu verwechseln mit dem Pharao Psammetich), der sich selbst als Sohn des Ibi bezeichnete, aber vermutlich sein Enkel war.
Grab von Ibi: Grabkammer des Psammetich, aus: Wagner, p. 183
Grundriss
Dieser Grundriss stammt aus einer katalanischen Dissertation von 2006 (s. Literaturverzeichnis). Bei Porter & Moss fehlte 1970 noch der komplette linke Teil, der von der Säulenhalle (Raum R4) nach Westen führt.
Grab von Ibi: Grundriss nach Núria Castellano i Solé
Das Grab von Ibi ist ein Tempelgrab. Die Treppe hinunter in den unterirdischen Teil der Anlage befindet sich neben dessen Hauptachse und führt in ein Vestibül. Von dort gelangt man durch einen Gang rechts in eine Pfeilerhalle mit ursprünglich 3 Pfeilern. Auf sie folgen ein offener Hof ("Lichthof"), eine Säulenhalle und der Grabschacht. Von der Säulenhalle aus gelangt man in etliche weitere Kammern, eine davon liegt eine Ebene tiefer.
Grab von Ibi: Eingang, © Leben in Luxor
Sarkophage
Bei seinen ersten Ausgrabungen war das DAIK auf Fragmente zweier Sarkophage von Ibi gestoßen: auf einen äußeren anthropomorphen Sarkophag aus weißem Quarzit und auf einen inneren anthropomorphen Sarkophags aus schwarzem Basalt. Beide waren in Hunderte von Fragmenten zerbrochen. Nur der Deckel des inneren Sarkophags, der schon im 19. Jahrhundert in das Museo Egizio Torino gebracht wurde, ist intakt. Der weiße Sarkophag trägt grüne Inschriften, während die des schwarzen weiß sind.
Deckel des inneren Sarkophags im Museo Egizio Torino, © Roberto Venturini
Es existiert auch ein dekorierter Sarg aus Holz (nun in der Bibliotheca Alexandrina). Erhard Graefe fand ihn bei den Ausgrabungen des Oberbaus. Gemessen an seiner Größe war dieser Sarg nie für ein Begräbnis gedacht.
Das DAIK arbeitet an einer Rekonstruktion der Sarkophage, doch das Fehlen etlicher Teile macht dieses Unterfangen schwierig. Ein großes Fragment, das James Quibell im Ramesseum fand, ist beispielsweise nun im Oriental Institute Museum in Chicago.
Literatur
Bertha Porter & Rosalind L. B. Moss: Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings, vol. I: The Theban Necropolis, pt. 1: Private Tombs, 1970
Friederike Kampp: Die thebanische Nekropole - zum Wandel des Grabgedankens von der XVIII. bis zur XX. Dynastie, 2 Teile 1996
Núria Castellano i Solé: L'Arquitectura funerària al període Saïta, Tesis Doctoral, 2006
Mareike Wagner: New Research in the Tomb of Ibi (TT 36), in: Thebes in the First Millennium BC: Art and Archaeology of the Kushite Period and Beyond, 2018
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