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Leben in Luxor Autorenforum: Ägypten verstehen - ein etwas anderer Sprachkurs
von Hans Mauritz (Februar 2014ff)
Die Ausländer, die regelmäßig nach Luxor reisen oder sich hier niedergelassen haben, tun dies aus Liebe zu den Altertümern und zu den Schönheiten der Natur, aber wohl auch aus Liebe zu den freundlichen Menschen in Oberägypten. Wer aber öfter kommt und länger bleibt, erfährt, dass ein solches Zusammenleben nicht immer harmonisch und reibungslos verläuft. Das Verständnis zwischen Ägyptern und Fremden wird erschwert durch die fehlende gemeinsame Sprache, aber auch durch Unterschiede in Verhaltensweisen und Wertvorstellungen. Ausgehend von Wortfamilien und Bedeutungsfeldern der arabischen Sprache wollen wir aufzeigen, was für die Menschen hier, oft im Unterschied zu uns Fremden, wichtig ist und was zu Missverständnissen auf beiden Seiten führen kann. Unsere "Blätter" sollen in lockerer Reihenfolge erscheinen. Beiträge unserer geneigten Leser sind durchaus erwünscht!
Teil 1: كريم karîm - großzügig und edel
Dieselbe Großzügigkeit, die er zur Schau trägt, verlangt der Ägypter auch von uns. Als ich in die Schweiz zurückfuhr, bat mich eine alte Frau einmal, für ihren Sohn in der Schweiz ein Geschenk mitzunehmen. Was sie mir dann überreichte, hätte meinen ganzen grossen Koffer ausgefüllt. Hat sie verstanden, warum der Fremde wegen einer solchen Kleinigkeit so eine saure Miene machte? Wer einen Ägypter einlädt in ein Restaurant, wird staunen: Er bestellt eine Unmenge von Gerichten, probiert von allen wenige Bissen und lässt den Rest auf den Tellern liegen. Diese Beispiele beweisen, dass Großzügigkeit auf der ägyptischen Werteskala ganz oben steht, wobei der Übergang zu Verschwendung und Protzerei fließend sein kann. Vieles ist ...
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karîm - großzügig und edel
Teil 2: شيخ scheich - alt, ehrwürdig
Der Fremde, der in Oberägypten lebt, hat mit Scheichs (der Plural von شيخ heisst شيوخ „schuyûch“) verschiedener Art zu tun. Wer ernste juristische Probleme, z.B. mit seinen Nachbarn, bekommt, kann aufgeboten werden, zu Scheich Mohammed Tayyeb nach Gurna zu kommen. Die Menschen auf der Westbank pflegen nämlich ihre Streitigkeiten weniger durch Polizei, Rechtsanwälte und Richter zu regeln als mit Hilfe der höchsten gesellschaftlich-religiösen Instanz der Gegend, der von allen anerkannten Scheich-Tayyeb-Familie, welche dieses Amt seit Generationen inne hat. Scheich Mohammed erscheint jeden Abend im grossen Saal bei seiner Moschee und empfängt die Menschen, die etwas ...
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Teil 3: Gemeinsam oder einsam? جمع gama' und وحش wahsch
Wir Fremden bemerken sehr rasch, dass zusammenzukommen, gemeinsam etwas zu tun für Ägypter sehr wichtig ist. Alleinsein dagegen, Einsamkeit ist ein Zustand, ein Gefühl, das eher unseren westlichen Lebensstil prägt, etwas, worunter wir leiden oder was wir als Philosophen und Romantiker auskosten. Wann ist ein Ägypter je allein? Auch während der Arbeit setzt sich bald einmal ein Nachbar oder Freund zu einem Händler in den Laden, leistet ihm Gesellschaft, manchmal stundenlang, und verwischt auf angenehme Weise die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit. Vor allem Frauen sind selten allein. Sie treffen sich bereits früh am Morgen, jede mit ihren Kindern, wärmen sich an der Sonne auf und beginnen dann ihre gemeinsame Arbeit ...
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Teil 4: Leute auf dem Dorf - الناس في البلد - al-nâs fil balad
„Al-nâs“, die Leute, sind in Ägypten allgegenwärtig. Obwohl ich seit Jahren in Ägypten lebe, fällt mir bei jeder neuen Rückkehr auf, wie ich ständig gesehen und beobachtet werde. Den scharfen Blicken der Leute auf der Strasse entgeht niemand und nichts. Auch wenn sie mich jahrelang nicht gesehen haben, erkennen sie mich wieder und erinnern sich an meinen Namen. So gern ich hier lebe, so sehr geniesse ich es, immer mal wieder in Kairo zu sein, wo mich niemand kennt und und mir niemand nachruft: „ya Hans, râyyeh fîn?“, „Hans, wohin gehst du?“ ...
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Teil 5: Präsident, rechts anhalten, bitte! - يا ريّس
Wenn ich aussteigen möchte, rufe ich wie alle anderen: „‘ala yamînak, ya rayyes“, „rechts anhalten, Präsident“. Dieser Titel ist nicht unberechtigt, denn der Fahrer ist ja tatsächlich Kopf und Anfüher dieser Fahrt durch die Dörfer der Westbank oder die Straßen von Luxor. Wer lange genug hier unten lebt, weiss aber, dass eine solche Anrede mit der ägyptischen Vorliebe für übertriebene Komplimente, spielerische Umgangsrituale und für Humor in allen Lebenslagen zu tun hat ...
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Teil 6: Wissen ist Licht - العلم نور al-‘ilm nûr
Wahr ist freilich, dass Lernen, Forschen und Wissen im heutigen Ägypten vor allem den Kindern der Reichen vorbehalten ist, die ausländische Kindergärten, Schulen, Gymnasien und Universitäten besuchen. Dies liegt sicherlich an den Mängeln des öffentlichen Schulwesens, aber auch an einer Tradition, die vor allem auf das Memorieren zentriert ist. Der Fremde, der in Oberägypten lebt, wundert sich, dass dort, wo wir von „Lernen“ sprechen würden, weniger das Verb اتعلم gebraucht wird, sehr häufig aber ذاكر zâkir, was „sich einprägen, auswendig lernen, den Stoff noch einmal durchgehen, büffeln“ heißt. Wen seine Schritte an einer Schule vorbei führen, hört die Schüler im Chor ...
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Teil 7: Seltsam… dieser Westen - غريب… الغرب al-gharb… gharîb
Die Wortfamilie غرب hat ein breites Spektrum von Bedeutungen, die bei der Verwendung jedes einzelnen Wortes mitschwingen können. لغرب „al-gharb“, der Westen, ist faszinierend und befremdend zugleich. Fasziniert ist man vom wissenschaftlichen und technischen Fortschritt, vom Reichtum und der fast unbegrenzten persönlichen Freiheit, die der Westen verheißt, befremdet und abgestoßen vom Verfall der moralischen Werte und der Bindungslosigkeit im sexuellen und religiösen Bereich, die man vielen westlichen Menschen zuschreibt. Die leicht bekleideten und vermeintlich zu allem bereiten Touristinnen, die aus Hurghada anreisen ...
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Teil 8: Sein und Schein - الكون والمظهر al-kūn wa al-mazhar
„Wovon man nicht spricht, das ist nicht geschehen“, schreibt die Schriftstellerin Mansura Eseddîn. Viele von uns könnten Anekdoten über diese Doppelmoral erzählen. Vor der Revolution von 2011 war es sehr schwierig, an exponierten Orten neue Bauten zu errichten. Was tun, um der Bürokratie und einem exorbitantem Bakschisch zu entgehen? Mein Nachbar hatte eine geniale Idee: Er ließ, während die Bauarbeiten vor sich gingen, in voller Lautstärke ein Tonband mit Koranrezitation ertönen. Wer würde einem so frommem Mann auf die Finger schauen und Anzeige erstatten? ...
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Teil 9: Heirat ist die halbe Religion - الجواز نص الدين al-gawâz nussi id-dîn
Heiraten spielt im Leben der Ägypter eine zentrale Rolle. So vergeht kaum eine Woche, in der nicht irgendwo im Dorf geheiratet wird. Wer in Ägypten lebt, weiß, dass man unter den Männern von einem gewissen Alter an nur ganz wenige Junggesellen findet. Unter den Frauen gibt es verwitwete, geschiedene, verstoßene und von ihren Männern verlassene. Im ganzen Dorf aber kenne ich nur eine einzige Frau, die wir als „alte Jungfer“ bezeichnen würden. Junge Leute zu verheiraten ist moralische Pflicht, um Leidenschaften und Triebe in geordnete Bahnen zu lenken. Deshalb wird Heirat auch von der Religion ...
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Teil 10: Wo ist das Brot? Wo ist das Leben? - فين العيش؟ feen al-'êsh?
Brot wird täglich in großen Mengen verzehrt. Die Nahrung der Armen besteht zu einem beträchtlichen Teil aus Brot, Fûl فول und Falafel, die man in Oberägypten طعميّة „ta’amiyya“ nennt. Auch die weniger Armen essen viel Brot, zumal Ägypter traditionellerweise kein Besteck benutzen, sondern die Speisen zu sich nehmen, indem sie Brot hineintunken oder sie zwischen das Brot klemmen, das sie in der Hand halten. Auf dem Land sind die Frauen mehrmals in der Woche damit beschäftigt, عيش شمس „‘êsh shams“, „Sonnenbrot“ zu backen, das ...
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Teil 11: Sich regen bringt Segen - في الحركة بركة fil haraka baraka
Aber auch das Gegenteil ist wahr: Wer die Händler im Souq beobachtet, die den Touristen hinterher rennen, ihnen den Weg versperren und sie durch ihr aufdringliches Geschwätz eher vertreiben als zum Kauf bewegen, sieht, dass auch das zweite Sprichwort die Wahrheit sagt. Warten statt aktiv zu sein auf der einen, sinnlose Betriebsamkeit auf der anderen Seite: Es ist, als ob sich manche Ägypter lieber an den extremen Polen bewegten als in der vernünftigen Mitte. Versuchen Sie einmal, lieber Leser ...
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