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• ab Assuan oder Abu Simbel |
• paradiesische Lage direkt am Nil |
• unweit vom Nil / Banana Island |
Leben in Luxor Autorenforum: Abu el-Haggag und sein Moulid in Luxor
von Claudia Ali, 23.05.16
Abu-el-Haggag-Moschee (weiß), links davon der koptische Kirchturm und der altägyptische Tempel-Pylon, rechts das Minarett einer modernen Moschee, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Moschee im Großen Hof des Luxor-Tempels, © Leben in Luxor
Der Überlieferung nach war Yousuf Abu el-Haggag ein Sufi-Scheich aus Damaskus (oder Bagdad - da gibt es widersprüchliche Quellen). Im Jahr 1221 kam er auf dem Rückweg seiner Pilgerfahrt nach Mekka in Luxor an und beschloss zu bleiben. Das war allerdings nicht so einfach, wie es zunächst klingt. Damals war Luxor koptisch und wurde beherrscht von einer Koptin, die "die Prinzessin", Sitt Towzeh oder Tharzah genannt wurde. Ihre Soldaten verdächtigten den Scheich der Spionage und brachten ihn deshalb zu ihr. Er beschwerte sich selbstbewusst über die rabiate Behandlung und trug seinen Wunsch vor, Bürger von Luxor zu werden. Sie gestattete es ihm großzügig. Dann erbat er sich zusätzlich ein Stück Land in der Größe einer Kamelhaut. In der Annahme, dass es sich dabei maximal um 2 Quadratmeter handeln könnte, willigte die Prinzessin ein und unterschrieb einen entsprechenden Vertrag. Doch Abu el-Haggag nahm die Kamelhaut, zerschnitt sie vor Zeugen in wenige Millimeter breite Streifen und grenzte damit einen weit größeren Bereich des Luxor-Tempels ein. Die Lady fühlte sich zunächst betrogen, doch dann siegte ihre Bewunderung für die Findigkeit des Gelehrten. Ja, sie konvertierte sogar zum Islam. Damals befand sich an der eingegrenzten Stelle eine koptische Kirche. Die Prinzessin willigte ein, dass Abu el-Haggag auf deren Fundamenten eine Moschee bauen ließ: die Abu-el-Haggag-Moschee im Luxor-Tempel. Die beiden heirateten, der Scheich gründete eine Sufi-Schule und vollbrachte allerlei Wunderheilungen und andere mysteriöse Taten. Als er 1243 starb, wurde er unter der Moschee begraben, wo auch seine Frau und seine Söhne zur letzten Ruhe gebettet wurden.
Die festlich geschmückte Abu-el-Haggag-Moschee von Osten, © Leben in Luxor
Die festlich geschmückte Abu-el-Haggag-Moschee und ihr Eingang von Westen, © Leben in Luxor
Zu Ehren von Abu el-Haggag findet seither in Luxor jedes Jahr ca. zwei Wochen vor Ramadanbeginn ein mehrtägiges Fest statt, das Abu-el-Haggag-Festival. Die Abu-el-Haggag-Moschee ist dann mit bunten Lichterketten geschmückt, auf dem Platz hinter dem Luxor-Tempel werden in großen Zelten Zikrs (spirituelle Zeremonien) und Vorträge islamischer Gelehrter abgehalten, überall werden spezielle Süßigkeiten und bunte Hüte verkauft, und ganz Luxor ist auf den Beinen - unabhängig von Alter, Geschlecht oder Religion.
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Das Moulid (auch Mulid, Mawlid, arabisch مولد für Geburtstag) für den Ortsheiligen Abu el-Haggag hat seinen Höhepunkt am 14. Tag des islamischem Monats Sha'aban (Schaʿbān, arabisch: Šaʿbān) - 2016 war das der 21. Mai. An diesem Tag zieht eine farbenprächtige und lautstarke Prozession (arabisch: dura) durch die Stadt, bei der Boote durch die Straßen gezogen werden und Kamele Aufbauten aus Stoff und Holz tragen, die die Gräber in der Moschee symbolisieren sollen.
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Die Parade zu Ehren von Abu el-Haggag nimmt jedes Jahr eine andere Route, sie beginnt und endet jedoch immer an der Abu-el-Haggag-Moschee. Zu Beginn versammeln sich in deren Inneren die Nachfahren von Abu el-Haggag, erkennbar an ihrer schneeweißen Kleidung und Kopfbedeckung. Während diese zum Gebet versammelt sind, ziehen junge Männer bunte, auf Rädern befestigte Holzboote an langen Seilen in Stellung und einige Kamele erhalten ihre symbolischen Grab-Aufbauten. Andere Kamele sind mit bunten Tüchern wie Haremsdamen geschmückt und Reiter präsentieren ihre herausgeputzten Pferde.
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Nach dem Mittagsgebet beginnt die eigentliche Prozession, die eine bestimmte Ordnung hat: Angeführt wird sie von den "weißen Sufis". Ihnen folgen die Kamele mit ihren Grab-Repliken über den Moschee-Platz auf die Straße. Dort nehmen sie ihre Position vor den bereitstehenden Booten ein. Diesen folgen Trucks, Calèches und sonstige Gefährte mit tanzenden und feiernden Männern und Jungen. Da jedes der Fahrzeuge über eine eigene Musikquelle verfügt, ist der Geräuschpegel beträchtlich.
Abu-el-Haggag-Festival 2016: die Nachkommen von Abu el-Haggag in Weiß, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016: die Kamele mit den Grab-Repliken in Grün und Blau, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016: die Boote mit ihren bunten Segeln, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016: weitere Prozessionsgefährte, © Leben in Luxor
Ihren Ursprung hat die Prozession wohl schon im pharaonischen Opet-Fest, denn die großen Boote, die von jungen Männern durch die Straßen der Innenstadt von Luxor gezogen werden, erinnern an die Heiligen Barken, in denen einst auf dem Nil die Götterstatuen von Amun, Mut und Chonsu vom Karnak-Tempel zum Luxor-Tempel gebracht wurden. Das Fest, das von Hatschepsut 1462 v. Chr. eingeführt wurde, diente der kultischen Regeneration von Amun-Re und damit der Erneuerung der Ma'at, der idealen kosmischen und sozialen Ordnung: "Freue dich, du ganzes Land! Die gute Zeit ist gekommen."
Heilige Barke im Tempel von Edfu, © Leben in Luxor
Amice Calverley: Pharao Sethos I. opfert der Heiligen Barke des Osiris, Faksimile eines Reliefs in seinem Tempel in Abydos
Die Zahl der Boote verändert sich offensichtlich immer wieder. Während Lady Lucie Duff Gordon 1864 in ihren Briefen aus Luxor schrieb, dass Männer ein einziges Boot auf ihren Schultern trugen und Georges Legrain 1914 ebenfalls von einem Boot berichtete, waren es 1938, als Harry Burton die Prozession filmte, bereits zwei. 1983 zählte man drei Boote und 1998 sechs. 2016 waren es nur noch vier. Die Schiffe werden nach ihren Eigentümern benannt und nur zum Anlass der Abu-el-Haggag-Prozession benutzt. Die restliche Zeit des Jahres stehen sie in einer Garage.
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Manche der Männer auf den Booten haben Modelle von Feluken bei sich.
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Man beachte, dass die Parade oder der Karneval, wie die Ägypter die Prozession nennen, in diesen Jahren während der Sommermonate stattfindet und die jungen Männer die durch zwei Seile miteinander verbundenen Schiffe nur mit Muskelkraft durch die Mittagshitze ziehen, während die Schattentemperaturen bereits bei wenigstens 45 Grad liegen!
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Die Prozession zieht durch die Straßen von Luxor, bejubelt von seinen Einwohnern und eigens zum Event Angereisten, und findet nach zwei bis drei Stunden ihren Abschluss auf dem Moschee-Platz.
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Abu-el-Haggag-Festival 2016, © Leben in Luxor
Video der Abu-el-Haggag-Prozession von 2016
Quellen
Sherif Sonbol & Tarek Atia: [Anzeige] Mulid! Carnival of Faith, 1999
Shelley Wachsman: The Moulid of Abu el Haggag: A Contemporary Boat Festival in Egypt, 1998
Edward William Lane: The manners & customs of the modern Egyptians, 1908
Georges Legrain: Louqsor sans les Pharaons, 1914
Lady Duff Gordon: [Anzeige] Letters from Egypt (1863–1865), 1983
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