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Leben in Luxor Autorenforum: Altägyptische Transportwege - Die Farshout-Routen

von Stefan Gerke (2014)

 

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Last tragender Esel, Grabmalerei aus dem Grab des Panehsi (TT 16), Dra Abu el-Naga, Theben-West, © unbekannt

Bei Armant, einer Kleinstadt südwestlich von Luxor, ändert der Nil seine Fließrichtung und beschreibt einen Halbkreis, den sogenannten Qena-Bogen. Nahe der Kleinstadt Farshout, bei Nag Hammadi, kehrt der Nil jedoch wieder zu seiner ursprünglichen Fließrichtung Nord-Nord-West zurück. Die Distanz von Armant über Qena nach Farshout, also den gesamten Qena-Bogen entlang, beträgt etwa 150 km, während die direkte Strecke den Bogen durchquerend etwa 50 km beträgt.

Schon seit dem Alten Reich wurden verschiedene Routen, die den Qena-Bogen abkürzten, begangen. Da ein Gros davon bei der modemen Stadt Farshout endet, bezeichnet man sie als Farshout-Routen (1). lm Folgenden sollen Ihnen deshalb in diesem Artikel diese altägyptischen Transportwege vorgestellt werden.

Nicht weniger als acht Hauptstrecken durchqueren den Qena-Bogen, dazu kommen vier Zubringer:

 

A) Hauptstrecken

1.) Darb el-Naqadiya: Tukh nach El-Qilamina
2.) Darb el-Basirat el-Sharqi: Naqada via Aqabel el-Turk und Gebel Sinn el-Gir nach El-Qilamina
3.) Darb el-Basirat el-Gharbi: Naqada via Gebel Qurn el-Gir nach Hiw
4.) Wadi lmran / Wadi Nag el-Birqa: Qamula nach Halfaya Bahari (kreuzend mit dem Darb el-Bairiya)
5.) Darb el-Quraniya: Steinbruch im Tal der Könige via Gebel Antef nach Halifaya Bahari
6.) Darb el-Bairiya: Wadi Akhabat el-Bairiya via Gabel Qam el-Gir nach Halfaya Bahari
7.) Darb Naqb el-Ramla: Wadi el-Cheiba nach Hiw
8.) Darb Armant: Maris via Tor el-Faghash nach Nag el-Batha

Der Qena-Bogen, © unbekannt

 

B) Zubringer

1.) Darb el-Amir Darar: Wadi Nag el-Sabha nach Hiw
2.) Darb el-Sheik Ali: Gabel Qam el-Gir nach Halfaya Bahari
3.) Darb el-Kuflatiya: Gabel Qam el-Gir nach El Saiyad
4.) Darb el-Riz: Riziqat nach Tor el-Fagash (Zubringer zum Darb Armant)

Das arabische Wort ,,Darb" kann mit Weg übersetzt werden.

Die Farshout-Routen waren nur ein kleiner Abschnitt der Karawanenrouten, die von Kharga und anderen westlichen Oasen nach Theben führten. Die Abkürzung quer durch den Qena-Bogen ersparte Zeit und damit auch Kosten.

Transportiert wurden Güter wie Wein, Dattel, Keramik sowie Erzeugnisse aus den Oasen. Das Haupttransportmittel war dabei von frühester Zeit an der Esel. Erst ab der Perserzeit (525 bis 404 v. Chr.) wurden Lastkamele zur Beförderung von Gütern eingesetzt. Das Kamel war ausdauemder, kraftiger und benötigte weniger Wasser als der Esel. Wobei die Kamele jedoch nur auf dem Darb el-Bairiya eingesetzt werden konnten. Bei allen anderen Strecken erwiesen sich Auf- bzw. Abstieg als zu schwierig für die Tiere. Im Gegensatz zu Pferd und Kamel ist der Esel schwindelfrei und kann sich gut in bergigem Gelande fortbewegen.

Bis auf den nur langsam ansteigenden Darb el-Bairiya beginnen alle Strecken auf der Luxor-Seite mit einem steilen Anstieg. Dieser Anstieg führt von einer Höhe von 85 Metem auf das Plateau mit einer durchschnittlichen Höhe von 452-501 Metern.

Jeweils am Fuße dieser Anstiege (2) befanden sich Wegstationen, die zwei wichtige Aufgaben hatten: Zum einen dienten sie als Wegstation, an denen die Transportgüter auf ausgeruhte Tiere umgelanden wurden. Die zweite Aufgabe bestand in der Bereitstellung von großen Mengen von Wasser, welches an den
Wegstationen und auf den Transporten benötigt wurde. Dieses Wasser transportierte man in tönernen Amphoren, von deren Resten heutzutage z. B. noch bis zu 4 m hohe Halden an der Wegstation am Djebel Qam el-Gir (3) zeugen. Ein unverkennbarer Beleg dafür, wie stark frequentiert diese Routen vormals waren.

Nach erfolgtem Aufstieg erreichten die Karawanen ein Plateau, welches einen großen Teil des Qena-Bogens ausfüllt. Auf dem Plateau führen Wege, sogenannte Gleise, bis zu den Abbruchkanten auf der gegenüber liegenden Plateauseite, dann begann der Abstieg.

Gleise auf dem Darb el-Quraniya, © unbekannt

Die Gleise sind oft mehrspurig. So liegen auf dem Darb el-Quraniya stellenweise bis zu 9 Gleise nebeneinander. Es ist faszinierend, dass diese Gleise, die vor mehr als 4000 Jahren von den Tieren in den Boden gestampft wurden, heute noch gut sichtbar sind. Der Leser mag sich fragem wie die damaligen Karawanenliihrer über das Plateau navigierten. Karte, Kompass und GPS waren unbekannt, also errichtete man in Abständen von maximal 500 Metern kleine Steinhaufen, sogenannte Alamat (von arab. alam = Zeichen). Diese historischen Wegweiser sind ebenfalls sehr gut erhalten und erlauben es heutigen Reisenden noch, sich anhand ihrer zu orientieren. Wenn der Reisende
ihnen folgt, kann er sich theoretisch nicht verlaufen.

Die Distanzen waren für jede Strecke unterschiedlich. Zu berücksichtigen sind die Entfemungen vom Nil zu den Wegstationen am Ab- bzw. Aufstieg. Die kürzeste Strecke ist der Darb el-Naqadiya mit etwa 37 km. Die längste Strecke hingegen ist der Darb Armant mit etwa 62 km. Die Strecken, die lediglich auf dem Plateau gelaufen wurden, liegen zwischen 10 und 21 km.

Es stellt sich die Frage, wie viel Zeit man damals benötigte, um die Strecken zurückzulegen. Heutzutage sind sie bequem in einer 1- bis 2-tägigen Wanderung zu gehen. Es ist sehr interessant und vor allem spannend, auf Strecken zu gehen, die bereits seit über 4000 Jahren bestehen und sich im Lauf der Zeit nur geringfügig verändert haben. Wie viel Zeit benötigte nun eine Eselkarawane in alter Zeit für diese Strecke?

Der Transport auf den Farshout-Strecken war im Alten Ägypten sehr gut organisiert. Bereits im Alten Reich sind Eselkarawanen mit 100 bzw. 300 Eseln belegt (4).

Eselkarawane, Grabmalerei aus dem Grab des Amenmose (TT 89), Theben-West, 18. Dynastie, N. M. & N. de Garis Davies, in: JEA 26, 1940, Taf. 25 [Ausschnitt]

Die Last eines Esels sollte nach dem Körpergewicht berechnet werden. Wir können heute nicht sagen, ob dieses in der Antike praktiziert wurde. Grundsätzlich sagt man, die Last sollte 20 % des Körpergewichtes betragen, bei einem durchschnittlichen Korpergewicht von 250 bis 273 kg waren dies etwa 50 kg. Diese Formel wird aber auch heutzutage nur selten angewandt, denn hier in Luxor sieht man oft übergewichtige Touristen, die auf Eseln reiten.

Es ist davon auszugehen, dass die Tiere auf jeder Route wohl bis zu zwei Mal gewechselt werden mussten. Wenn wir nun von einer Last von etwa 70 kg ausgehen, waren die Strecken, je nach Länge, in 1½ bis 2 Tagen zu bewältigen.

Die Farshout-Routen zeigen, dass Geschichte nicht etwas Abstraktes ist, wir können sie erleben und nachvollziehen. Neben der Geschichte der Herrscher und Würdenträger ist die Geschichte von Menschen aus anderen Bevölkerungsschichten in Ägypten meiner Ansicht nach interessanter und vor allem spannender. Gerade die Wege durch den Qena-Bogen zeigen dies.

Während der Wanderungen stellte ich mir oft vor, wie die Menschen vor 4000 Jahren diese Strecke bewältigt haben. Ich fand keinen großen Unterschied zu heute, lediglich Kleinigkeiten wie festes Schuhwerk, Plastikflaschen und GPS verdienen es erwähnt zu werden.

Alamat Tal Road Peak, © Stefan Gerke

Abbruchkante am Darb el-Basirat el-Sharqi, © Stefan Gerke

 

 

Fußnoten

(1) PM VII, S. 277
(2) Im Süden: Steinbruch im Tal der Könige, Djebel Antef, Djebel Tjauti, Ausläufer am Wadi Akhabat el Bairiya, Garagus. Im Norden: Djebel Roma, Djebel Qarn el-Gir
(3) Der Djebel Qarn el Gir befindet sich etwa 15 km südostwärts von Nag-Hammadi
(4) Pap. Berlin 14753

Quellen

Brunner-Traut, E.: "Esel" in: Lexikon der Ägyptologie, Band II, Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 1977, Sp. 27-30
Helck, W.: "Handel" in: Lexikon der Ägyptologie Band II, Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 1977, Sp. 943-948
Helck, W.: "Transportwesen" in: Lexikon der Ägyptologie Band IV, Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 1986, Sp. 743-744
Kessler D.: "Karawanen(wege)" in: Lexikon der Ägyptologie Band III, Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 1980, Sp. 328-333
Midant-Reynes, B.: "Kamel" in: Lexikon der Ägyptologie Band III, Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 1980, Sp. 304-305
Müller B.: Eselei, Darstellung von Eseln im Alten Ägypten, in: Kemet 2/2011, S. 31-33
Partridge, R.: Transport in Ancient Egypt, London: Rubicon Press 1996
Förster E.: Mit Eselkarawanen durch die Libysche Wüste, Abstract und Zuammenfassung des Vortrags an der Universität Basel 2012

 

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