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Leben in Luxor Autorenforum: Tauben und Tauben-Türme
von Klaus G. Müller (2013)
Moderner ägyptischer Wandteppich: Tauben-Türme, © Klaus G. Müller
Nach der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren ereignete sich – an mehreren Orten gleichzeitig - die neolithische Revolution, das Sesshaft-Werden von vorher nomadischen Menschen in Haus und Hof mit Ackerbau und Viehzucht, der Beginn unserer Zivilisation. Es war das wichtigste Ereignis in der Menschheitsgeschichte vor der digitalen Revolution des Internet. Es hat uns neben der Zähmung anderer Haustiere auch die Tauben beschert. Tauben, die heute viele hassen: Straßen-Tauben, die Ratten der Lüfte, die man mancherorts bei Strafandrohung noch nicht einmal füttern darf, damit sie sich nicht so stark vermehren, und edle Geschöpfe, die viele lieben und züchten. Hochgezüchtete Exemplare fliegen in Wettbewerben eintausend km weit mit einhundert Stundenkilometern Geschwindigkeit. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Rassenpferde auf einer einzigen Runde Rennparcours von wenigen Kilometern nur ca. 55 km/h erreichen. Tauben starten dabei oft von Gegenden, an denen sie nie vorher waren und finden ihren Weg heim.
Berühmt sind die Leistungen und Erfolge von Brieftauben. Die alten Ägypter übermittelten mit ihnen die Fluthöhe des Nils. König Salomon, Cäsar, Hannibal, Dschingis Khan benutzten sie zur militärischen Nachrichtenübermittlung. Sie überbrachten die Ergebnisse der ersten Olympischen Spiele 776 v. C. In London erfuhren die Bankiers Rothschild durch sie von der Niederlage Napoleons bei Waterloo und initiierten daraufhin eine Börsenhausse. Die ersten Erfolge der Nachrichtenagentur Julius Reuters sind ohne Brieftauben undenkbar.
In geradezu industrieller Größenordnung wurden Tauben im alten Persien, besonders in der Umgebung von Isfahan gehalten. Bis heute sind etwa 300 Tauben-Türme mit je etwa 5.000 bis 6.000 Öffnungen von 20x20x28 cm von früher wohl einmal ca. 3.000 erhalten, in denen die Tiere sich freiwillig zum Schutz gegen Feinde wie Schlangen und andere Beutetiere einnisteten. Die höchsten waren bis 18 m hoch. Tauben-Fleisch schmeckt ausgezeichnet. Aber die Tauben oder auch ihre Eier wurden wenig gegessen. Das widersprach der Tradition, die vom Nisten einer Taube auf der Schulter des predigenden Propheten Mohammed berichtet, und der christlichen Ikonografie, in der Tauben besonders häufig auftauchen. Arche Noah usw. Vielmehr wurde der Tauben-Dung im Lauf der Geschichte als wertvolles und ergiebiges Düngemittel, zum Leder-Gerben und für die Herstellung von Schießpulver geschätzt. (Weitere interessante Einzelheiten sowie beeindruckende Fotos, besonders von den Tauben-Türmen von Isfahan in Saudi Aramco World Heft 2/2011.)
Schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts betrieb der Kronberger Apotheker Julius Neubronner eine frühe Form der Luftaufklärung, in dem er Tauben eine patentierte 40 g leichte Kamera mit zwei Objektiven umband. Dass eins der Tiere sich dann vier Stunden auf einem Kirchturm ausruhte und damit die Zeiteinstellung sabotierte, war von der Regie allerdings nicht vorgesehen.
"Rar wie eine Ringeltaube“ (benannt nach dem Ring um den Hals) gilt nicht in Ägypten. Hier sind – besonders in Oberägypten – Ringeltauben besonders häufig anzutreffen. Aber wie bei den 450 Hunderassen vom Bernhardiner bis zum Chihuahua, die alle vom Wolf abstammen, ist auch bei Tauben, die ebenso mit großer Hingabe und hohem Nahrungsangebot gezüchtet werden, die Zahl der Rassen beachtlich. In Kairo allein soll es 200 der insgesamt über 300 Taubenarten geben, von Jakobiner bis Polnische Eule. Tauben-Türme gibt es auch hier, aber sie sind kleiner als die persischen. Einer ist noch in der Nähe des Flughafens von Luxor erhalten. Für den kleinen Hunger hat mein Freund Hamza in seinem Farmhaus bei Luxor in einem Luftabzugskanal ein paar Öffnungen fürs Nisten, zum bequemen Zugriff für die Köchin.
Foto: Ringeltaube (Columba palumbus) - Zeichnung von John Gould, ca. 1835
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