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Leben in Luxor Autorenforum: Thomas Mann und Luxor

von Stefan Gerke (2006)

 

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Thomas Mann an seinem Schreibtisch in München 1930, vorne links ein Ushebti aus Luxor, © unbekannt
Thomas Mann an seinem Schreibtisch in München 1930, vorne links ein Ushebti aus Luxor

Es ist schon viel über das Thema Thomas Mann und Ägypten geschrieben worden, nicht zuletzt von Professor Assmann "Thomas Mann und Ägypten" in diesem Jahr. Die meisten dieser Bücher beschäftigen sich mit Echnaton, dem Monotheismus und Joseph.

Als Luxorianer und großem Bewunderer von Thomas Mann kam mir der Gedanke etwas über Thomas Mann und Luxor zu schreiben. Leider waren die hiesigen Behörden und Institutionen wenig hilfreich, als ich mit meinen Recherchen begann. Eine sehr große Hilfe war Frau Dr. Hollander vom Thomas Mann-Archiv in Zürich, vielen Dank.

Thomas Mann und Luxor – man wird fast verleitet, hier den Inbegriff für etwas sehr Schönes zu sehen: Der geniale Nobelpreisträger Thomas Mann und die (ehemals) nette, charmante, orientalische Kleinstadt am Nil. Um die Beziehung von Thomas Mann zu Luxor besser zu verstehen, werde ich kurz auf eines seiner Werke eingehen: Joseph und seine Brüder.

Thomas Mann: Joseph und seine BrüderDas Werk ist angelehnt an das erste Buch Mose des Alten Testaments, Genesis 37-50. Der junge Joseph, Sohn des Jakob, wird von seinen neidischen Brüdern an durchziehende Händler verkauft. Diese bringen ihn nach Ägypten, wo er nach einigen Geschehnissen an den Hof des Pharao gelangt. Er sagt die sieben Jahre des Wohlstandes und die sieben Jahre der Hungersnot voraus und wird letztendlich zum Wesir ernannt. Später kommen seine Brüder aus Kanaan nach Ägypten, um dort Lebensmittel zu erbitten.

Thomas Mann erzählt diese biblische Gegebenheit mit seinem nur ihm eigenen Stil der Satzbildung und der Gestaltung von Wörtern. Hauptschauplätze des Romans sind Memphis und Theben, das heutige Luxor. Er schrieb 16 Jahre an dieser Tetralogie, er begann 1926 in München und beendete sie 1942 im amerikanischen Exil in Pacific Palisades.

Seine erste Begegnung mit Luxor war eine nur sehr kurze. Er erhielt eine Einladung der Stinnes- Linie zu einer dreiwöchigen Mittelmeerkreuzfahrt. Am 2. März 1925 ging er an Bord der "Kapitalistischen Lustbarke" General San Martin. Er hielt sich einige Tage in Alexandria und Kairo auf und fuhr mit dem Nachtzug nach Luxor, wo er einen Tag verbrachte. "Wir waren in Luxor, in Karnak und in den Königsgräbern von Theben." (Vossische Zeitung vom 12.04.1925)

Die "Thuringia", vormals die Kapitalistische Lustbarke "General San Martin", © unbekannt
Die "Thuringia", vormals die Kapitalistische Lustbarke "General San Martin"

Damals war es üblich, das Tal der Könige auf dem Rücken eines Esels zu besuchen. Hier schreibt Thomas Mann über die Feinfühligkeit der Ägypter: "Mein Esel hatte drei Namen: Bismarck, Maurice und Dooly... Aber dies hier – je nach dem – war ja die reine Charakterlosigkeit und fremdenindustrielle Liebdienerei, amüsant aber verächtlich." (ibid.)

Nach dem Besuch des vor drei Jahren entdeckten Grabes des Tutankhamun berichtet er: "Das Grab Tut-anch-Amons ist vollständig ausgeräumt. Nur noch die vergoldete Hülle der Mumie ist dort. Er war komplett für die Ewigkeit eingerichtet dort unten und glaubte sich sicher mit seinem Hausrat." (ibid.)

Es scheint, als habe der erste Aufenthalt in Luxor bei Thomas Mann keinen guten Eindruck hinterlassen. Als Resümee seiner Reise schreibt er: "Ich habe nicht viel gesehen. Ich war behangen mit Arabern, Männern und Jungen, einem Gelichter, gegen das die Soldojäger Süditaliens der reine britische Hochadel sind. Sie haben nur einen Gedanken im Sinn: das Bakschisch, und sie machen dies Interesse mit allen Mitteln, worunter ein furchtbares Geschrei, gegen jedes andere geltend, um dessentwillen man etwa nach Ägypten gekommen sein könnte." (ibid.)

Seine Gemahlin Katia schreibt später über dieser Reise: "Er war schon einmal vorher in Ägypten gewesen, aber ich glaube, nur in Kairo. (...) Bei der Reise, die wir dann machten, sind wir den ganzen Nil hinaufgefahren bis Assuan, und er hat sich alles angesehen, was er wollte, und es stimmte auch alles." (Katia Mann, S. 65)

Prof. Dr. Wilhelm Spiegelberg, © Public DomainZurück in München begann Thomas Mann nun für die Joseph-Geschichten zu recherchieren. So bat er den damaligen Ordinarius für Ägyptologie in München Geheimrat Prof. Dr. Spiegelberg um Hilfe: "... längst ist es mein dringender Wunsch, in Sachen des wunderlichen literarischen Unternehmens ... von Ihnen wissenschaft-lichen Rat zu bitten. Aber Sie waren anwesend, 'zu Hause' in Ägypten. Darf ich Sie nun doch einmal besuchen?..." (Karte an Prof. Spiegelberg vom 16.11.1927).

Wilhelm Spiegelberg (1870- 1930) hatte eine besondere Beziehung zu Luxor: In der Saison 1895/96 arbeitete er im Tal und in den thebanischen Bergen, um Ritzinschriften zu dokumentieren. Dieses führte zur Herrausgabe des Werkes "Ägyptische und andere Graffiti aus der thebanischen Nekropolis" (Heidelberg, 1921).

Es war nun Prof. Spiegelberg der Thomas Mann mit Informationen, Hintergründen und Literaturhinweisen versorgte. Dabei lassen sich bestimmte Objekte und Personen der Ägyptischen Sammlung aus München in der Tetralogie wiederfinden: so z. B. der Hohepriester des Amun Bakenchons aus Theben. Katia Mann schreibt über die Recherchen ihres Gatten: "Zur Zeit des "Doktor Faustus" war er, neben anderem, ein großer Musiktheoretiker, zur Zeit des "Joseph" ein großer Ägyptologe, Orientalist und Religionswissenschaftler..." (Katia Mann, S. 150)

Nach dem Empfang des Nobelpreises für Literatur 1929 begann Thomas Mann damit, seine zweite Ägyptenreise zu planen, sie sollte ihn mit ausreichendem Material für seine Josephs-Romane versorgen. Am 14.2.1930 fuhr er in Begleitung seiner Gemahlin und Prof. Spiegelberg nach Brindisi, wo sie sich am 15. Februar nach Alexandria einschifften. Nach der Ankunft in Alexandria am 18. 2. und einem Tag in Kairo, wo Prof. Spiegelberg zurückblieb, schiffte sich das Ehepaar Mann auf dem Nildampfer "Heluan" mit dem Ziel Luxor ein. Unterwegs schrieb Thomas Mann eine Ansichtskarte an Prof. Spiegelberg: "Auf dem Nidampfer, verehrter Herr Geheimrat, wir dringen nun also erst einmal, wie jeder leidlich kriegerische Pharao, ein Stück ins elende Nubien vor, und freuen uns des ungewohnten Lichtes. Auf Wiedersehen, ihr ergebener Thomas Mann"

Lassen sie uns etwa 3400 Jahre zurückblicken, als der junge Joseph ebenfalls mit einem Schiff den Nil herauf nach Luxor fuhr: "Morgens mit dem frühesten gehen wir zu Schiffe und schiffen neun Tage lang durch Ägyptenland den Strom hinauf gegen Mittag, daß wir unseren Fuß setzen auf die schimmernde Uferlände von Waset- per- Amun, der Königsstadt." (Joseph in Ägypten, S. 102)

Der Kapitän des Schiffes "Glänzend durch Schnelligkeit" sagt zu Joseph: "Fällt dir die Widder- Straße wohl auf, die dort über Land vom Südlichen Frauenhaus (dem Luxor-Tempel) zur Großen Wohnung (dem Karnak-Tempel) führt? Fünftausend Ellen ist die lang..." (ibid. S. 108). Joseph beschreibt die "Himmlische Stadt" wie folgt: "Die Tempelbezirke, umfriedet mit ihren Gärten, Hainen und Seen, bildeten den Kern der Stadt, sie waren im Grunde diese selbst, und was profan an ihr war und Menschenbehausung, füllte die Räume zwischen ihnen..." (ibid. S. 114)

Katia und Thomas Mann vor dem hathor-Tempel in Deir el-Medina 1930, © unbekanntIm Februar besuchten Katia und Thomas Mann die Arbeitersiedlung Deir el Medina im Westen und den dortigen Tempel. Ein Foto zeigt Thomas Mann dort in seinem "ägyptischen Anzug", seine Tochter Erika bemerkt dazu: „Seinen geliebten ägyptischen Anzug trug er bei heißem Wetter auch in Deutschland und später in der Schweiz. Die Gemeinschaft von Deir el Medina, die für den Bau der königlichen Gräber verantwortlich war, wird von Joseph die 'Totenstadt im Westen' genannt. Sie gehört zu Theben, natürlich nicht wegen der Toten; sondern der Lebenden, die dort von ernstem Beruf wegen wohnten, weil zum Dienste der Abgeschiedenen (...) in irgendeiner handwerklichen oder kultischen Beziehung standen." (ibid. S. 115)

Die palastartige Wohnstadt Malqata, die Amenhotep III. am Rande der Wüste errichtet hatte, beschreibt Joseph wie folgt: "Pharao selbst gehörte nicht zu ihnen, er wohnte nicht in der Stadt der Lebenden, er wohnte im Westen draußen: am Rande der Wüste und unter ihren roten Felsen, dort lag sein Palast in luftiger Zierlichkeit und lagen die Wohngärten seines Palastes mit ihrem See und Lustgewässer, das früher nicht vorhanden gewesen." (ibid. S. 115, siehe auch Papyrus 4/2010, S. 54-60)

Katia und Thomas Mann in Karnak 1930, © unbekanntLassen sie uns zu Thomas Mann und Luxor zurückkehren. Da seine Tagebücher aus dieser Zeit verbrannt sind, bleiben nur wenige Quellen, um seinen Aufenthalt in Luxor zu rekonstruieren. Gesichert ist, dass er mit seiner Gemahlin 10 Tage in Luxor verbrachte. Sie besuchten die Tempel von Luxor und Karnak, Deir el Medina, das Tal der Könige und die Altstadt. Dabei stand ihnen der Dragoman und Führer Mohamed Abu-Said zur Seite wie das folgende Zeugnis belegt: "Während eines zehntägigen Aufenthaltes in Luxor, im Februar 1930, hat mir Herr Mohamed Abu-Said ausgezeichnete Dienste als Führer geleistet. Er erwies sich dabei als ein ungewöhnlich gewandter, sprachenkundiger und ägyptologisch überraschend beschlagener junger Mann, dessen freundliche Umgangsformen ihm immer die Sympathie seiner Klienten eintragen werden. Thomas Mann."

Während ihres Aufenthaltes in Luxor wohnten die Manns im Hotel Winter Palace, damals die beste Adresse in der Stadt. Der Winter Palace, welcher 1886 erbaut wurde, diente anfänglich als Residenz des Khediven Tawfik und wurde erst später zum Hotel umgebaut. Zeitweise diente es König Farouk als Winter-Quartier, andere berühmte Gäste waren u. a. Agatha Christie, Howard Carter, Königin Eugenie und Präsident Georges Clemenceau.

Der Schweizer Hotelier Anton Badrutt (1888- 1967) leitete von 1920 bis 1935 das Winter Palace Hotel in Luxor sowie das Old Cataract Hotel in Assuan. Im Rahmen der Vorbereitung einer Ausstellung über Seti I. in Basel wurde der Nachlass des Hoteliers gesichtet. Interessant für uns ist das dort aufgefundene Gästebuch des Winter Palace aus dem Jahre 1930, es befindet sich heute im Besitz der Sammlung Ludwig in Basel. Unter dem Datum vom 16. März 1930 befindet sich folgender Eintrag:

"In den Märchen gibt es, Sonntagskindern erreichbar, Zauberwiesen auf dem Grund tiefer Brunnenschächte. Solch ein Brunnenschacht ist die menschliche Vergangenheit, und solch eine Zauberwiese ist dieses Land: durch die Jahrtausende tief hinabversetzt, wandert man hier in anderem Lichte auf dem Grund des Vergangenen, unter den heiligen Malen menschlich= kulturellen Anbeginns.
Luxor, den 6. März 1930
Im Winter Palace Hotel,
wo wir uns sehr wohl fühlen.
Thomas Mann"

Den Lesern des Werkes "Joseph und seine Brüder" wird die Affinität auffallen die der große Literat zwischen Vergangenheit und Gegenwart auf geniale Weise knüpft: "Tief ist der Brunnen der Vergangenheit"- mit diesen Worten beginnt die Tetralogie.

Mit Beginn der Machtergreifung und während des 12-jährigen Reiches lebten die Manns im Exil in der Schweiz, in Frankreich und letztendlich in den Vereinigten Staaten, wo er 1942 das Werk Joseph und seine Brüder beendete.

Lassen sie mich diesen kurzen Artikel mit einer Aussage über Thomas Mann beenden: "Der deutsche Dichter unseres Jahrhunderts sind Sie vor allem darum, weil in ihrem Werk die klassische Tradition bewahrt ist in einem schöpferischem Sinn." (Begrüßungsrede von Johannes R. Becher an Thomas Mann im Nationaltheater Weimar, 14.05.1955).

 

Literatur:

Die heilige Bibel, katholische Ausgabe
Grimm, Alfred: Joseph und Echnaton, Thomas Mann und Ägypten
Mann, Katia: Meine ungeschriebenen Memoiren
Mann, Thomas: Joseph und seine Brüder I. Die Geschichten Jakobs
Mann, Thomas: Joseph und seine Brüder II. Der junge Joseph
Mann, Thomas: Joseph und seine Brüder III. Joseph in Ägypten
Mann, Thomas: Joseph und seine Brüder IV. Joseph und seine Brüder
Schröter, Klaus: Thomas Mann
von der Lühe, Irmela: Erika Mann

 

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