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Leben in Luxor Autorenforum: Unser tägliches Brot gib uns heute – über das eucharistische Brot Qurban

von Stefan Gerke (Januar 2014)

 

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Qurban, Franziskaner-Kirche Luxor, © Stefan Gerke
Qurban, Franziskaner-Kirche Luxor

Während bei den Eucharistien in europäischen Ländern den Gläubigen eine Oblate gereicht wird, so geschieht dieses in Ägypten nur in den seltensten Fällen. Bei ägyptischen Gottesdiensten wird zur Kommunion ein Stück Brot gereicht, das sogenannte Qurban. Dieser Brauch gilt für alle koptischen Kirchen, orthodox, uniert, katholisch und protestantisch.

Es ist meine Absicht, Ihnen mit diesem Artikel den Ursprung, sowie die Verwendung des Qurbans vorzustellen.

Osirisbett - Grab des Horemheb, aus: Lexikon der ÄgyptologieUm die koptische Legende (1) des Ursprungs des Weizens bzw. des Brotes besser zu verstehen, müssen wir uns dem altägyptischen Gott Osiris zuwenden. In den Mysterien dieses Gottes formte man ein Abbild des Gottes aus Erde und säte Weizen. Das spätere Ergrünen versinnbildlichte das Wiedererstehen des Gottes bzw. des Verstorbenen NN.

Eine weitere Methode waren Holzkästen in der Gestalt des Gottes, die mit Erde gefüllt wurden. Solche "Osirisbetten" wurden u.a. in den Gräbern von Horemheb und Tutankhamun gefunden. (2)

Die Entstehung der Legende des eucharistischen Brotes Qurban reicht bis in den Garten Eden zurück. Die oberägyptischen Apokryphen berichten, dass sich der aus dem Paradies vertriebene Adam an Gott wandte, da er hungerte. Gott antwortete:"Warte, ich werde dir von meinem Fleisch geben, das jedoch unsichtbar ist". Aus einem Teil seines Körpers formte er ein Weizenkorn, der Erzengel Michael gab Adam das Korn und lehrte ihn säen und ernten. Diese Legende wird bis heute in der koptisch-orthodoxen Kirche gelehrt.

Die Bedeutung des Brotes in der Eucharistie allgemein wird in dem Evangelium nach Matthäus beschrieben (26, 26): "Als sie aber saßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach es und gab es den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib."

Soweit zur Legende des eucharistischen Brotes allgemein und besonders hier bei uns in Ägypten. Lassen Sie mich nun näher auf das Qurban, seine Herstellung und Anwendung in der Eucharistie eingehen.

Das Backen des Brotes

Fast jede ägyptische Kirche besitzt einen Raum oder Anbau, der "Bethlehem" genannt wird. Dieser nach dem Geburtsort Jesus Christus‘ benannte Raum dient als Bäckerei für das Qurban. Ich hatte mich für den frühen Samstagabend mit Freunden in dem "Bethlehem" unserer Kirche verabredet, um dem Backen des Qurbans zuzuschauen.

Herstellung von Qurban, Franziskaner-Kirche Luxor, © Stefan Gerke
Herstellung von Qurban, Franziskaner-Kirche Luxor

Herstellung von Qurban, Franziskaner-Kirche Luxor, © Stefan GerkeDas Qurban wird am Vorabend der Messe nach Sonnenuntergang von Männern gebacken. Nachdem Weizenmehl mehrfach gesiebt wurde, wurde der Teig gemischt und etwa 20 Minuten geknetet. Nun wurden Teigkugeln von etwa 7 cm Durchmesser geformt und auf Blechen zum Aufgehen bereitgelegt. In den anschließenden Arbeitsgängen wurden die Brote vorgeformt und schließlich in ihre endgültige Form gebracht. Nun wurde das Qurban gestempelt und musste erneut 1 Stunde ruhen. Unmittelbar vor dem Backen wurden mit einer sogenannten "Lanze" 5 Vertiefungen in das Brot gedrückt.

In unserer, der Franziskaner-Kirche in Luxor, wurden an diesem Abend 50 Qurban gebacken. In der wesentlich größeren Kirche Mari Girgis in Armant el-Heet, werden allabendlich etwa 150 Qurban hergestellt.

Der Brotstempel

Brotstempel, Franziskaner-Kirche Luxor, © Stefan GerkeUnmittelbar vor dem Backen wird ein Stempel in das Brot gedrückt.

Die runde Form des Brotstempels symbolisiert einen Kreis, der wie die ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabetes, Alpha und Omega, und wie Jesus Christus keinen Beginn und kein Ende hat. Der Stempel trägt am Rand die griechischen Worte Agios Theos, Agios Ischyros, Agios Athanatos (Heiliger Gott, heiliger Allmächtiger, heiliger Ewiger).

In der Mitte des Stempels befinden sich 12 kleine Vierecke, die kreuzartig angeordnet sind, jedes Viereck weist ein Kreuz auf. Diese Kreuze symbolisieren die 12 Apostel und werden "Perlen" genannt. Der mittlere Teil des Kreises enthält ein weiteres Viereck, das sogenannte Aspadikon; es steht für Jesus Christus, der nun von den 12 Aposteln umgeben ist.

Brotstempel, Franziskaner-Kirche Luxor, © Stefan Gerke
Brotstempel, Franziskaner-Kirche Luxor

Die 5 Vertiefungen

In jedem Qurban werden nach dem Stempeln mit einem kleinen Rundholz, der sogenannten "Lanze", 5 Vertiefungen angebracht, 2 links und 3 rechts des Aspadikons. Diese 5 Vertiefungen stehen für die 5 Wunden Christi, die ihm während der Kreuzigung zugefügt wurden: die 3 Nägel, die Dornenkrone, sowie der Lanzenstich.

Das Brechen des Brotes

Das Brechen des Brotes hat eine lange Tradition im Christentum. Im Markus-Evangelium (6, 43), (8, 6) sowie im Lukas-Evangelium (24, 30. 35) wird das Brechen des Brotes durch Jesus Christus beschrieben. Die Bedeutung des Brotbrechens wird im 1. Korintherbrief (10, 16-17) beschrieben: "Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist es: So sind wir viele ein Leib, weil wir alle an einem Brot teilhaben."

Mit dem Brechen und dem Genuß des Brotes vollzieht sich also die Gemeinschaft mit Christus und die der Gläubigen miteinander.

Vor dem Brechen des Qurban werden dem Priester 4 Brote gereicht. Nach den Auswahlkriterien Form, Farbe, Stärke und Abdruck des Stempels sucht der Priester das beste Brot aus, die restlichen 3 Brote werden nach der Messe stückweise an die Gemeinde verteilt. Nun bricht der Priester das Brot in 3 Teile und trennt das Aspadikon aus dem Mittelstück. Das Qurban wird nun in kleine Stücke für die Kommunion zerteilt, die "Perlen" und anderen Teile des Brotes werden nun wieder so angeordnet, dass sie wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. Jetzt nimmt der Priester das Aspadikon, taucht es in den Kelch, benetzt es mit Messwein und segnet das gebrochene Brot in Kreuzform. Nachdem er dann das Aspadikon in den Kelch gegeben hat, beginnt die Kommunion.

Meine Wahlheimat Luxor hat eine besondere Beziehung zum Qurban. Laut Hagiographie (3) ernährte sich der orthodoxe Stadtheilige Anba Wanass freitags und sonntags ausschließlich von diesem Brot.

Ich persönlich betrachte die Verwendung von Qurban im Gottesdienst als eine sehr schöne Tradition. Wenn wir sonntags nach der Messe im Kirchhof stehen und reden, verteilen Abuna Lukas, Youssif oder Bakhum Teile des Qurbans an die Gemeinde. So entsteht ein starkes Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinsamkeit. Nicht wenige Gläubige nehmen ein Qurban mit nach Hause, um es denen zu geben, die nicht an der Messe teilnehmen konnten.

 

 

Fußnoten:

  1. Burmester, Oswald Hugh Ewart: Egyptian Mythology in the Coptic Apocrypha, in: Orientalia VII, 1938, S. 355-358
  2. Davis, Theodore M.: [Anzeige] The Tombs of Harmhabi and Touatânkhamanou, Duckworth, 2001, S. 105, Tafel LXXXVIII
  3. Father Yoanes Kamal: Anba Wanass, Library Kirallo, S. 9

 

Bildnachweis:

Alle Bilder - bis auf das des Osirisbetts - stammen vom Autor. Dieses wurde dem "Lexikon der Ägyptologie" (siehe Literaturverzeichnis) entnommen.


Literaturverzeichnis:

  • Bonnet, Hans: Kornmumien, in: [Anzeige] Reallexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, de Gruyter, Berlin 1952, S. 391-392
  • Griffiths, John Gwyn: Osiris, in: [Anzeige] Lexikon der Ägyptologie Band IV., Harrasowitz-Verlag 1982.,Sp. 623-633
  • Krimmer, Heiko: Bibelkommentar - 1. Korintherbrief, Hänssler-Verlag 2000, S. 228-229
  • Meinardus, Otto: Über das eucharistische Brot Qurban, in: Kemet 2002, H. 4, S. 36-39
  • Pater Deoskorus El–Antony: Die Koptische Kirche [Anm. vom 04.01.16: Artikel nicht mehr online]
  • Vortrag über die koptische Liturgie, Seminar vom 29.. bis 31.03.1985 im Antonius Kloster Kroeffelbach

 

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